Arbeitnehmer*innen gehen leer aus, wenn das Bauunternehmen, das sie angeheuert hat, systematisch durch den Bauherren in die Insolvenz getrieben wird. Das entschied das Bundesarbeitsgericht am Montag zur „Mall of Shame“ am Potsdamer Platz diese Woche. Wir nehmen das Urteil zum Anlass um auf ein ähnliches System auf den Baustellen der Unternehmensgruppe Padovicz einzugehen.
Seit einigen Jahren ist die „P.B.E.- Planen Bauen Einziehen GmbH & Co. KG.“ als Beschafferin von Bauarbeiter*innen aus dem Ausland auf Padovicz-Baustellen und Wohnhäusern präsent. Geworben wird mit vielversprechenden Verdiensten:
„Das deutsche Bauunternehmen benötigt dringend: Monolithen (Bewehrung, Schalung, Beton), Fliesenleger (Fassadenplatten), Maurer, Pflastersteine und Innenausbauer. Voraussetzungen: Unionsbürgerschaft, Berufserfahrung und ohne schlechte Gewohnheiten“. Weiter heißt es „Trockenbauer, Kitt, Pinsel sind erforderlich. Wohnungsrenovierungsstadt Berlin. Wall Doppel Gips 12 Euro Meter Gipsdecke 7 Euro. Gehalt 1200-2000 euro. Ein polnisches Arbeitsvisum muss offen sein. Wir geben das Werkzeug aus. Unterkunft 250 Euro, Anmeldung 200 Euro, Verpflegung auf eigene Kosten.“ (Übersetzung aus dem Russischen)
Die Unterkünfte werden in Padovicz-Häusern bereitgestellt. Die PBE tritt als Mieter mehrerer Wohnungen u.a. in der Simon-Dach-Str. 32 (bei den Hausverwaltungen Neumanns und Vivo) auf und vermietet diese an Bauarbeiter*innen weiter. Diese sind gezwungen mit vielen anderen in überbelegten und schlecht ausgestatteten Wohnungen zu hausen. Die Wohnungen müssen sie selbst herrichten. So stehen immer Arbeiter*innen für die Padovicz-Baustellen zur Verfügung.
Wo, wann und für welches Subunternehmen genau gearbeitet wird, ist dem Zufall überlassen. Mündliche Absprachen sind die Regel und meist fließt auch kein Arbeitslohn, sondern es wird hin- und herverrechnet. Dennoch bleiben die Arbeiter*innen, weil die Hoffnung besteht, dass ein anderes für Padovicz tätiges Bau-Unternehmen dann vielleicht doch bezahlt oder zumindest weitere Aufträge vermittelt. Während die Bauleiter*innen nie leer ausgehen, trifft die Lohnunterschlagung immer jene, die die tatsächliche Arbeit auf den Baustellen leisten und sich am schlechtesten wehren können.
Wer sich auf die Suche nach P.B.E. macht, stößt an der Adresse Kaiserin Augusta Allee 44 auf „unbekannt verzogen“. An gleicher Adresse soll der mittlerweile insolvente haftende Gesellschafter „Pilatas Group GmbH“ sitzen. Auch der für PBE auftretende Herr Pilat ist nicht anzutreffen. Einige Spuren führen zur 2005 gegründeten „SKIB Stender & Kohl Immobilien- und Bauservice GmbH“ und einen Rico Krämer. Andere (v.a. die Arbeiter*innenanwerbung) führen zur „BOHA Energy Consulting Group GmbH“, die den Import von Energieanlagen betreibt, aber eben auch als „Reiseveranstalter“ auftritt und Bauaufträge vermittelt. Bei vielen der Firmen in dem Geflecht der Subunternehmen geht es um Trockenbau und Abriss, um Betreiben von Restaurants und Hotels und um das Anwerben von Bauarbeiter*innen aus dem Ausland. Ein System aus ständig wechselnden Geschäftsführer*innen, Firmensitzen und Firmennamen verschleiern wer es genau betreibt und wohin die Einnahmen fließen.
Deshalb bitten wir um Informationen zu folgenden Personen:
Kasandra Marcinkowska, Madrid Jekaterina, Rimantas Dambrauskas, Gabit Bostanov, Gennadios Mavromatis, Alona Boiko, Tomas Rimkus, Beckhan Kurmann, Andrey Panchenko, Rouslan Khatsiev.
Die P.B.E. ist nur ein Konstrukt, das für Padovicz billige Bauabrbeiter*innen besorgt. Ein Weiteres ist die 2018 gegründete „Werttax Group GmbH“, die ebenfalls Wohnungen angemietet hat und „Durchführung von Abrissarbeiten, Autovermietung, Containerdienst und Vermittlung von Bauaufträgen.“ als Unternehmenszweck anbietet.