Baustopp bei Padovicz und neues zur Rummelsburger Bucht

Wer den Baufortschritt in der Rummelsburger Bucht am Ostkreuz verfolgt, wird gemerkt haben, dass im Bereich Hauptstraße 1g-i bis auf Abriss nicht viel passiert. Wie uns vor Ort mitgeteilit wurde, ruht die Baustelle, da die abgerissenen Garagen in dem Baufeld so stark mit Sulfat und anderem kontaminiert sind, dass es niemanden gibt der den Bauschutt abtransportieren will. Laut einem Schadstoffgutachten ist der Bauschutt zudem stark alkalisch/basisch. Seit Ende April ist nichts passiert. Gijora Padovicz als Geschäftsführer der Stolte GmbH streitet sich mit den beteiigten Firmen über die durch die Entsorgung gestiegenen Abschläge. Oder anders ausgedrückt: Er will für die Entsorgung nicht bezahlen und beruft sich auf unternehmerisches Risiko der Abrissfirmen.

Gutachten zum Bauschutt aus dem Padovicz-Baufeld

Padovicz will hochpreisige Mietwohnungen und Gewerbe dort errichten wo vorher zwei Wohnhäuser mit geringen Mieten standen. Außerdem wird der ehemalige Gewerbehof bebaut, der vorher viel Kleingewerbe, aber auch die RummelsBucht, einen Biergarten/Club und den queeren Wagenplatz „Mollies“ bis September 2021 beheimatete. Ein klassischer Fall von Verdrängung im großen Stil. Aber auch der Rest der Abwicklung und Neuerrichtung der Bucht ist ein Skandal. Hier wird kein dringend benötigter Wohnraum geschaffen.

In der Rummelsburger Bucht bebaut die Investa AG zusammen mit der Groth Gruppe das Baufeld östlich vom Padovicz-Feld mit 108 Eigentumswohungen (zwei Blöcke am Wasser). Die Preise bewegen sich je nach Größe und Lage in den Gebäuden zwischen 700.000 und 1.600.000 Euro.

Blick von der Hauptsrraße auf das Gelände von Invsta/Groth. Hinter der Plane entstehen die möbliertn Mikro-Appartments für 40€/m2 warm.

In das langezogene Gebäude an der Hauptstraße kommen 236 möblierte Ein-Zimmer-Apartments (bis 20m2 klein), die von der Berliner Software-/Immobilienfirma Habyt GmbH für 600-800 Euro im Co-Living-Modell angeboten werden.

Westlich vom Padovicz-Feld soll ein Hotelkomplex mit einem integrierten Aquarium errichtet werden (169 Zimmer). Das lief lange unter dem Namen „Coral-World“, und wurde von der ehemaligen Geschäftsführerin des Berliner Tierparks/Zoo, Gabriele Thöne, als „Bildungsort“ der Lichtenberger Provinzpolitik schmackhaft gemacht. Das Unternehmen hat eine Gesamtförderung von 96.000.000 Euro aus unterschiedlichen Töpfen beantragt. Wenigstens die 7,3 Millionen aus der regionalen Wirtschaftsförderung sollen nicht kommen.

September 2017: Kooperationsvertrag zwischen dem Bzirk Lichtenberg und Coral World. Auf dem Bild v.l.n.r. Anna Maske (Architektin), Birgit Monteiro (Baustadträtin Lichtenberg), Michael Grunst (Bezirksbürgermister), Erez Ben-Nun (Coral World International), Gabriele Thöne (Coral World Berlin).

Das Bauvorhaben ist seit Herbst unterbrochen da höher, größer und mit weniger Grünstreifen gebaut werden soll, als im sowieso hart umkämpften Bebauungsplan vorgeschrieben wurde. Der Bezirk Lichtenbrg hat der Ausnahme bisher nicht zugestimmt (Stand Ende April 2022). Im Winter hat übrigens „Business Network Marketing und Verlagsgesellschaft“ die Öffentlichkeitsarbeit (Dialog zwischen Privatwirtschaft und Politik) für Coralworld übernommen. Das Unternehmen gehört laut RBB faktisch zum Ressort Wirtschaftsförderung im Berliner Senat. Also insgesamt eine schamlose Verquickung von öffentlichen Geldern und privatem Gewinn.

Eins der wenigen Bauschilder in der Rummelsburger Bucht beschreibt den Straßenneubau.

Zu dieser Wahrheit gehört auch, dass das Bezirksamt Lichtenberg für die notwendige Durchwegung mit einer Straße für 2.200.000 Euro, die von Günnel Bau umgsetzt wird, verantwortlich ist. Im Gegenzug durfte der Bezirk die dort neu entstehenden Straßen nach Personen aus dem DDR-Spielfilm „Paul und Paula“ (1973) bennen. Die Idee hatte die Interessengemeinschaft „Eigentümer in der Rummelsburger Bucht“ bereits 2010.

Oktober 2021: Bezirksbürgermeister Grunst freut sich über die Straßennamen. Die Leute daneben sind Dieter „Maschine“ Birr, Jutta Grip, Winfried Glatzeder und Peter Gotthardt.

Der entstehende Gewerbeklotz direkt auf der Ecke Kynast/Hauptstraße ist ein Bau der Streletzki-Gruppe (SGI Ostkreuz bzw. AXIS). Hier entsteht ein Bürogebäude mit rund 11.000m2.

Dem Unternehmen aus Mitte, das mit dem Kapital von JP Morgan baut, gehört auch das 300m lange Bürogebäude B:HUB, wo die Deutsche Bahn (13.000m2) und das Bundeskriminalamt (BKA, 30.000m2) im Winter eingezogen sind. 2018 wurde noch behaupet, dass hier Platz für die Startup-Szene geschaffen wird und wie dringend das für die Berliner Wirtschaft ist. Dass aber letztlich nur der Staat sich mit seinen Unternehmen einmietet und damit dieses Geschäftsmodell (riesige neue Bürogebäude bei geleichzeitigem Büro-Leerstand in Berlin), ist die Wirklichkeit.

Schön schlicht. Hier sorgt die Howoge für die soziale Durchmischung der Bucht. Und natürlich für eine Kita.

Zu den öffentlichen Förderungen gehört auch, dass das Land Berlin große Teile der Bauvorhaben in der Rummelsburger Bucht überhaupt erst ermöglicht hat, indem es Flächen an Coral World und Padovicz verkauft hat. Es gehört auch dazu, dass die kommunale Wohnungsbaugesllschaft Howoge entlang der Kynaststraße zwischen B:Hub und CoralWorld nun doch nur 169 Wohnungen (die Hälfte davon sozial gebunden) und auch noch für die notwendige Kita, sorgt.

Dazu gehört auch, dass ab dem Sommer das Ufer des Rummelsburger Sees für rund 45.000.000 Euro von Schadstoffen (Industrieschlamm usw.) gereinigt und die Fauna im Uferbereich saniert wird. Dieses Vorhaben liegt seit 1999 in der Schublade der SPD, wurde damals sogar schon beschlossen, und wird nun als Geschenk für Investa und co, die damit für ihre Eigentumswohnungen werben können, als Quartiersaufhübschung umgesetzt.

Aber es geht noch weiter. Jüngst gab die landeseigene Grün Berlin GmbH bekannt, dass der Vorplatz der Rummelsburger Bucht zum Bahnhof Ostkreuz ebenfalls saniert (Parkplätze, Bepflanzungen, hübsch machen) wird. Rund 12.000.000 Euro investiert das Land Berlin für Außenanlagen südlich des Ostkreuzs und beginnt natürlich da wo die Prunk- und Prestigebauten des Kapitals entstehen.

So soll der Vorplatz vom Ostkreuz aussehen.

Eigentlich sollte es in dem Beitrag nur um das Schadstoffgutachten und die Padovicz-Baustelle gehen, aber an der Rummelsburger Bucht ist mehr im Argen, als ein Eigentümer, der zwei Wohnhäuser abreißen lässt und für die Entsorgung des giftigen Mülls nicht aufkommen will.

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