Einblicke in die Entmietungspraxis von Padovicz geben uns Dokumente, die wir von der Betroffenenvertretung Padovicz-Geschädigter (bestand Ende der 90er Jahre bis Mitte der 2000er). Einige Praktiken werden sich geändert, abgeschwächt, oder „modernisiert“ haben. Dennoch erfahren wir viel darüber mit welch brutalen Methoden Padovicz sein Immobilien-Imperium aufgebaut hat.
In dem Zeitraum von 1999 und 2004 wurden von den Hausverwaltungen MARLAND, Factor und dem Architekturbüro P3 nach Aussagen der Mieter*innen gezielt Firmen beauftragt Gasleitungen und Abflussrohre in noch teilbewohnten Häusern zu beschädigten. Bei Bauarbeiten kam es vermehrt zu Wasserschäden, die nicht behoben wurden, wie auch sonstige von den Mieter*innen der Hausverwaltung angezeigten Mängel ignoriert wurden. Eine bewohnte Wohnung wurde von Bauarbeitern aufgebrochen und dabei die Innenausstattung beschädigt. Bei einer anderen wurde nach unzulässiger Kündigung die Tür aufgebrochen und das Abflussrohr gekappt. Mieter*innen wurden Mieterhöhungen von 30% angekündigt. Modernisierungsankündigungen waren nicht korrekt gegen Sanierungsarbeiten abgegrenzt, so daß die Modernisierungsumlagen horrend anstiegen. Fristen für Modernisierungsvereinbarungen (Kostenerstattung für Umsetzung und Option auf Wiedereinzug) wurden ohne Begründung nicht eingehalten oder erst nach Drohung des Anwalts unterzeichnet. In dem Zeitraum gab es mehrere Begehungen in verschiedenen Objekten mit Beteiligung des Bauamtes und der ASUM wegen Sanierungsmängeln und/oder stockender Sanierung.
Was die Ermittlungen im Zuge der Brandstiftungen ergeben haben, ist nicht dokumentiert. Ein Verfahren wegen eines Kellerbrands wurde eingestellt. Es gab Brände vor Modernisierungsarbeiten, aber auch in zwei Fällen zu Bauphasen, wo durch Verzögerungen die Förderung in Gefahr war.
Januar 1999 Aufforderung in der Kreutziger Str. 12 durch die Hausverwaltung MARLAND das Haus wegen Einsturzgefahr zu räumen. Die Bewohner*innen hatten bereits mit der Bauaufsicht die Kellerdecke im September 98 selbstständig abgestützt.
27.04.1999 Die von P3 (Leuttner) beauftragte Firma beschädigte Gasleitung in der Isländischen Str. 2 um Mieter*innen zu vertreiben. Explosionsgefahr. Das LKA ermittelt (Berliner Zeitung 4.6.99 „MARLAND beschädigt bei Sanierungsarbeiten in Isländische Straße 2 die Wohnungen von Mietern die nicht ausziehen wollen“)
10.06.1999 Mieterin in der Warschauer Str. 47 wird durch einen Rechtsanwalt aufgefordert, die Wohnung binnen 2 Wochen wegen rückständiger Mieten zu räumen. Die Kündigung wird von der Mieterin aus formalen Gründen abgwiesen. 2 Tage später wird ihre Wohnung aufgebrochen und Abwasserrohre gekappt – Bad läuft mit Fäkalien über. Zitat Andrea Tragsdorf (Factor) zu der Mieterin „Das ist erst der Anfang“.
25.11.1999 Treffen der Baustadträtin Albinus-Kloss, Wohnungsausschußvorsitzende und Padovicz im Bezirksamt. Padovicz erklärt, dass wegen Mietrückständen bei Sanierungs-Mängeln gegen Mieter*innen nicht prozessiert wird. Außerdem gibt er an gegen den Ex-Eigentümer im Travekiez zu klagen.
Anfang 2000 Schwarzarbeit-Razzia auf Padovicz Baustelle. 20 Zivilbeamt*innen im Einsatz.
Oktober 2000 Kundgebung vor den Geschäftsräumen der Unternehmensgruppe Padovicz mit 40 Handwerkern – Die Abschlussrechnung der Tischlerei wurde von Padovicz nicht bezahlt. Sollen doch klagen wenn sie keine Arbeit mehr von ihm wollen.
Ende 2000 Zeitdruck bei Modernisierung in der Schönhauser Allee um die Förderpauschale von der Investitionsbank Berlin nicht zu gefährden. Das Haus brannte daraufhin überraschend.
Jahresanfang 2001 Brand in Gubener Str. 45 kurz vor Fertigstellung des Hauses.
25.04.2001 Anwohner*innen des Padovicz Hauses Neue Bahnhofsstr. 6 bekamen grundlos eine Mieterhöhung von 30% und konnten auf 20% runterhandeln.
01.07.2001 Ein Herr Fritsch unternimmt Einschüchterungsstrategie gegen die Mieter, damit die endlich ausziehen. (Post klauen, Klingel abbauen, Abwasser kappen, Dach und Türen offen lassen). Es wird an einen Herrn Fröhlich verwiesen, der zu keiner Zeit erreichbar ist, aber die Eigentümerseite angeblich vertreten soll. In der Bänschstr. 89 passiert seit Wochen nichts. Eine ehemalige Mitarbeiterin von MARLAND weint am Telefon und meint Padovicz hätte den Sachbearbeiter*innen aufgetragen alle Anfragen von Mieter*innen abzuwimmeln und keine Bauarbeiter zu beauftragen – kein Geld.
Anfang 2002 Die Handwerker, die am Haus Warschauerstr. 47 beteiligt waren, werden nicht bezahlt und streben eine Sammelklage über 1, 4 Mio Euro an. 10 insolvente Betriebe sind die Folge.
20.02.2002 Mieterin aus der Müggelstr. 22 berichtet von Wohnungseinbruch durch Handwerksfirma mit Zerstörung an der Inneneinrichtung. Außerdem kommt es zu Wasserschäden und Gasautritt.
2004 Inbesitznahme einer Wohnung in der Stargader 13 ohne Räumungstitel. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft (STA Jung) Berlin wegen Hausfriedensbruch gegen Giwola wurden am 26.11.2001 eingestellt. Giwola gab an die Firma DWBM GmbH mit den Arbeiten in der Wohnung beauftragt zu haben. Diese Firma existiere nicht gab das Bezirksamt Friedrichshain bekannt. Entsprechend waren Täter*innen nicht zu ermitteln.