Gestern Nachmittag besuchten einige Unterstützer*innen der Liebig34 den Sitz der Unternehemnsgruppe Padovicz und forderten die Herausgabe des Hauses an die Bewohner*innen. In den letzten Jahren haben diese 570.000 Euro an ihn als Pachtzahlungen überwiesen. Damit mehr als er vor 10 Jahren für das Haus bezahlt hat. Das Neue Deutschland berichtet wohlwollend über die Aktion und stellt den Bezug zu den künftigen Aktionen gegen Padovicz her. Die Polizei war wohl weniger feinfühlig. Sie konstruierte einen „Landfriedensbruch“ und jagte mit etlichen Einsatzwagen die in Tierkostümen auftretenden Aktivist*innen durchs Nobelviertel am Ku’damm. Offensichtlich hat es der Landadel Berlins nicht so gern, wenn der ausgebeutete Pöbel ihn besucht.
Pressemitteilung zur Aktion:
Wir haben dem Büro des Imobilienbesitzers Gijora Padovicz am 4. Juni 2019 am Kurfürstendamm 178/179 einen Besuch abgestattet. Eine Gruppe aus Krokodilen, Katzen und bunt angezogenen Leuten wollte mit ihm über die Situation der Liebigstraße 34 sprechen.
Wir sind eine Gruppe von Menschen die solidarisch sind mit dem Hausprojekt Liebig34 in Berlin Friedrichshain. Die Liebig34 ist ein seit den 90er Jahren bestehendes, selbstverwaltetes anarcha-queer-feministisches Hausprojekt, das verschiedenen Kollektiven und Menschen ein zuhause gibt.
Das Haus wurde 2008 von Gijora Padovicz gekauft, dem nachgesagt wird in Berlin um die 200 Häuser zu besitzen und der gezielt Hausprojekte aufkauft und zerstört hat – wie die Projekte Scharnweberstraße 29 und Kreutzigerstraße 12.
Der Pachtvertrag der Liebig34 ist Ende des Jahres 2018 ausgelaufen. Die Räumungsklage liegt derzeit bei Gericht vor und wir rechnen mit einer Entscheidung in den nächsten Monaten, da alle Verhandlungen bis her zu keinem Ergebnis geführt haben.
In der Liebig34 wird auf solidarische und kollektive Weise zusammengelebt. Das Haus versteht sich als feministisch, ist ohne Cis-Männer organisiert und bietet einen Raum für Menschen die nicht mit den patriarchalen und bipolaren Geschlechterverhältnissen konform sind. Es steht für einen bunten und diversen Kiez.
Gijora Padovicz und seine Firma Siganadia Grundbesitz GmbH und die Hausverwaltung Factor GmbH sind für ihre rabiaten und schikanösen Methoden der Entmietung berüchtigt. Er steht für eine Stadtumstrukturierung in der Wohnraum verkauft, gekauft, systematisch zerstört, geräumt, saniert, entmietet, luxsussaniert und in Eigentum umgewandelt wird. Kurz in der Wohnen zu Ware wird, die sich nur noch Besserverdienende leisten können.Sprecherin Ida Summer dazu: „Da wir keine Vertrauen in die
Politik setzten diese Problematik zu lösen, nahmen wir die Sache selbst in die Hand und besuchten Padovicz in seinen Geschäftsräumen. Wir wollten ihm unser Angebot von einem Euro überreichen, da wir denken das der Betrag von 570.104,31 Euro den wir seit 2009 durch Mietzahlungen an ihn bezahlt haben, mehr als ausreichend ist. Wir haben ihm ein gerahmtes Foto der Liebig 34 überreicht um es in der Lobby der Geschäftsräume aufzuhängen. Leider wurde uns das persönliche Gespräch verweigert. Statt dessen wurde sofort die Polizei alarmiert und drei Personen in Gewahrsam genommen.“Der Kampf um bezahlbaren Wohnraum und Gentrifizierung in Berlin wird jedoch auf diversen Ebenen ausgetragen. Von vielen Seiten wird die Spekulation mit unserem Wohn- und Lebensraum nicht mehr hingenommen. Sei es die Initiative „Bucht für alle“, die sich gegen den Bebauungsplan an
der Rummelsburger Bucht, in die auch Padovicz involviert ist, richtet und die Besetzung durch DieselA. Oder die Initiative für das Volksbegehren „Deutsche Wohnen enteignen“, die allein in den ersten Tagen 20.000 Unterschriften sammeln konnte. Die Liebig34 ist ein Teil davon.