Der Tagesspiegel hat vor ein paar Tagen zwei Briefe (als PDF) zur Rummelsburger Bucht veröffentlicht. Der eine stammt von den fünf Investor*innen (u.a. Padovicz) und der andere ist die Antwort der Stadtentwicklungssenatorin Lompscher.
Im Brief der Interessengemeinschaft „Eigentümer in der Rummelsburger Bucht“ wird von „großer Sorge“ und einer „bedrohlichen Situation“ für die Zukunft des Wohnungsneubaus in der Rummelsburger Bucht gebucht. Auf drei Seiten versuchen die Investor*innen Gijora Padovicz (Berlin Projekt Immobilienmanagement gmbH), Lars Neubauer (Investa Projektentwicklungs- und Verwaltungs GmbH), Julian Streletzki (SGI Ostkreuz/ Streletzki Gruppe), Gabriele Thöne (Coral World Berlin GmbH) und Stefan Schautes (HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH) alle Gegenargumente gegen ihre Bebauungspläne aus dem Weg zu räumen.
Geschrieben hat den Brief Ottfried Franke, der Sprecher dieser seltsamen Interessengemeinschaft. Franke ist Geschäftsführer der urbanPR GmbH (Sitz: Hauptstraße 6B, Rummelsburg), die laut Selbstbeschreibung eine Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit, Projekt- und Standortmarketing mbH ist. UrbanPR hat unter anderem das Kommunikationskonzept der „ersten deutschen Gated Community“ der Arcadia in Potsdam entworfen.
In dem Brief zur Rummelsburger Bucht schreibt Franke sinngemäß: die Gegend sei „verwahrlost“, Wohnungsneubau dringend für Berlins Entwicklung, eine Schule an einer so stark befahrenden Straße gefährlich, zu viele Wohnungsbauten an einer so lauten Straße nicht zumutbar (deshalb eine „Gewerbemauer“ vor den Wohnhäusern) und Coral World braucht die Stadt als Lernort usw.. Die Antwort von Frau Lompscher fällt nicht gerade kreativ aus: Die Investor*innen sollten doch mehr Sozialwohnungen planen – dann würde das vielleicht Pluspunkte in der Öffentlichkeit bringen.
Parallel läuft eine lesenswerte Diskussion im Architektur-Forum, wo sich v.a. negativ über die Proteste gegen die Bebauung geäußert wird. Kostprobe: „Das alles finden dann notorische Status-Quo-Fetischisten (die natürlich mehrheitlich nicht hier leben, sondern nördlich der S-Bahn in Friedrichshain), ein erhaltenswertes Biotop oder „grüne Lunge“. Schnell ist dann eine Demo organisiert, das ör-Betroffenheitsmedium hält kritiklos jedem Schreihals ein Mikro hin – und die Bezirksversammlung ist eingeschüchtert. Und statt eines Vorzeige-Projektes, Wohnungen, hell beleuchteter Wege und Infrastruktur – vor allem mal ein paar Arzt-Praxen, gibt es wieder auf Jahre nur Brache, Dreck, Kriminalität und Elend.“
Mit „ör-Betroffenheitsmedium“ ist übrigens der RBB gemeint, der zufällig heute, am 6.12. einen längeren Beitrag zur Rummelsburger Bucht gebracht hat. Mit dabei Gabriele Thöne von der Coral World GmbH. Schade, dass auch der RBB nicht darauf eingeht, dass Frau Thöne, vor ihrer Anstellung bei Coral World, Staatssekretärin für Finanzen unter Thilo Sarrazin war und bis 2013 auch noch Geschäftsführerin des Berliner Zoos und des Tierparks. Dass der Senat für Coral World Flächen billig zur Verfügung stellt (noch von Frau Thöne auf der anderen Seite des Schreibtisches für den Senat verhandelt) ist also nicht verwunderlich. Offensichtlich ist Coral World ein Marketingprojekt des Berliner Senats, das seit Jahrenzehnten eingefädelt wurde und nun auf der Kippe steht.
Dem RBB gegenüber spricht Frau Thöne dann auch in den blumigsten Worten von der Coral World als „Haus für alle“ und betont, dass es sich nicht um ein Tourismusprojekt handelt. Wer sich die Mühe macht, die schon bestehnden Coral Worlds auf den Bahamas, Hawaii, USA, Israel, Australien und Mallorca auf ihre Zugänglichkeit zu untersuchen, wird feststellen, dass a) unter 20 Euro Eintritt nix geht und b) es Eventtourismus der übelsten Sorte ist.